Wie viel Bildbearbeitung ist sinnvoll?

 

In vielen Fotoforen im Internet ein heiß diskutiertes Thema, und auch vielen Foto-Einsteigern stellt sich diese Frage: „Wie viel Bildbearbeitung ist sinnvoll?“

Angeregt durch einen Zeitungsartikel, in dem die analoge Fotografie als das einzig Wahre „gepriesen“ wird, will ich hier meine Ansicht mal darlegen.
Ich bin ein überzeugter Digital-Fotograf, schon aus dem Grund, weil die digitale Fotografie mir unheimlich viele Möglichkeiten gibt, mit den Motiven zu spielen. Außerdem lässt sie mich Motive oder Situationen so festhalten, wie es ohne diese Technik nicht möglich wäre. Doch dies bietet auch viel „Mißbrauchspotential“ und man sollte vorsichtig mit den Möglichkeiten, die sich einem bieten, umgehen. Doch erstmal eine grundsätzliche Frage. Was macht ein gutes Bild aus? Ich denke auf diese Frage gibt es hunderte von unterschiedlichen Aussagen. Das hängt ganz vom Geschmack des Betrachters ab, so wie auch Kunstwerke nicht jedem gefallen, so hat auch der Betrachter eines Fotos seine Vorlieben. Nicht jeder z.B. mag Landschaftsbilder, dafür aber vielleicht Architekturfotografien. Die Entscheidung ob ein Bild gut ist, trifft letztlich jeder Betrachter für sich selbst. Natürlich hat man viel Einfluß darauf, ob ein Bild ankommt. Neben einem schönen Motiv ist die Bildgestaltung einer der wichtigsten Faktoren. Und, um wieder auf die digitale Fotografie zurück zu kommen, eine saubere Bearbeitung.
Ich für meinen Teil habe immer das Hauptziel, ein Motiv oder eine Stimmung (z.B. Sonnenaufgang) so darzustellen, wie ich es mit meinen Augen wahrgenommen habe.
Nicht immer lässt dies die Technik, unabhängig ob analog oder digital, auf Anhieb zu. Unser Auge ist hier ein biologisches Wunder und somit der Fototechnik in vielen Belangen überlegen. Der viel höhere Kontrastumfang, den das Auge bewältigen kann, wird bisher von keiner Kamera abgedeckt . Jeder der einmal versucht hat, an einem stahlenden Sommertag in einer dunklen Gasse in der Stadt ein Foto zu schießen, wird feststellen, dass entweder der Himmel nur noch eine weiße Fläche oder die Gasse viel zu dunkel geworden ist. Das ist ein klassisches Problem des zu geringen Kontrastumfangs. Um hier dennoch ein Bild zu bekommen, wie es das Auge sieht, hat man in der digitalen Fotobearbeitung viele Möglichkeiten. Natürlich bietet die Analogtechnik hier ihre Mittel im Labor.
Ich nehme mal als Beispiel ein Bild von mir vom Mondaufgang neben der Trimburg, das vor einigen Monaten in der Mainpost zu sehen war. Bei diesem Bild war die Herausforderung, den gleißend hellen Mond und die hell angestrahlte Trimburg so abzubilden, dass man auch noch die sehr dunkle Silhoutte des Waldes sehen konnte.
Für unser Auge kein Problem. Die Kamera hat hier, bei einer Aufnahme nur die Option zwischen einem schönen Mond mit erkennbarer Struktur der auf einer dunklen Fläche leuchtet, oder einer schön sichtbaren Waldsilhoutte über der ein Mond, hell wie die Sonne strahlend steht. Um solch eine Situation abzubilden, geht man her und nimmt das Motiv mehrmals mit unterschiedlicher Belichtungszeit auf. So hat man dann Aufnahmen, auf denen der Mond und die Burg schön erkennbar sind, aber auch Bilder bei denen man die Umgebung als Silhoutte sieht. Mit speziellen sogenannten HDR Programmen werden diese Aufnahmen am PC nun zu einem Bild zusammen gerechnet. Wobei die Software dabei aus jeder Aufnahme die nicht überstrahlten und nicht komplett schwarzen Bildanteile nimmt. Klingt einfach, ist es aber leider nicht, da man hier viel manuell eingreifen muß, um ein natürliches Bild zu erhalten. Leider erhält man bei dieser Technik sehr schnell künstlich wirkende Bilder. Und genau hier liegt die Gefahr der digitalen Fotobearbeitung. Es ist nahezu jede Bildmanipulation möglich. So könnte ich auch leicht einen schönen Vollmond fotografieren und dann passend neben der Trimburg einsetzen. Das Endergebnis währe annähernd das Gleiche.
Aber hier ist mein persönliches Motto: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“.
Ziel sollte es meiner Ansicht nach sein, ein Bild zu erhalten, wie es das Auge gesehen hat. Auch ein Herausretuschieren von Dingen, z.B. Stromleitungsmasten sollte man sehr genau überlegen. Durchs Bild verlaufende Stromleitungen (also nur die Leitungen selbst) entferne ich schon mal. Oder auch Personen die ungünstig stehen. Aber grundsätzlich gehört alles aufs Bild, so wie es vor Ort war. Dies liegt aber im Ermessen eines jeden Fotografen.Hier habe ich mal einen Teil meiner Aufnahmen der Trimburg angefügt. Es ist ein Bild, das die Struktur des Mondes gut erkennen lässt und eines wo die Silhoutte des Waldes gut zur Geltung kommt und schließlich das Ergebnisbild.
Trimburg Mond dunkelTrimburg Mond hellTrimburg Mond Ergebnis

Von den extremen Motiven, wie das mit der Trimburg zum Beispiel mal abgesehen, beschränkt sich meine Bearbeitung der geschossenen Fotos auf kleine Optimierungen wie Kontrastanhebungen, Belichtungskorrekturen, Weißabgleichkorrektur und Nachschärfen.
Dies ist bei mir nötig, da ich alle meine Fotos im RAW Format aufnehme. Dies ist ein Format, das alle digitalen Spiegelreflexkameras und auch höherpreisige Kompaktkameras anbieten. In diesem Format wird die Bildinformation des Fotochips nahezu unverändert abgespeichert. All die vielen Bearbeitungsschritte die moderne digitale Kameras an den JPEG-Dateien durchführen, fallen hier weg. Es handelt sich also um das Rohbild der Kamera.
Neben dem Nachteil, dass ich die ganze Bearbeitung selbst machen muß, was sich aber mit einem guten Workflow in Grenzen hält, hat das RAW Format viele Vorteile.
Zum einen deckt dieses Format einen deutlich höheren Kontrastbereich ab. So kann ich z.B. einen zu dunklen Vordergrund noch deutlich heller machen, was bei einem JPEG nicht mehr möglich wäre. Zum anderen ist das RAW Format ein verlustfreies Format, was natürlich mit mehr Speicherbedarf einhergeht. Wo ein JPEG mit jeder Bearbeitung mehr Bildinformation verliert, kann ich an einem RAW Bild ohne Verluste arbeiten.
Dem Thema RAW Format werde ich bei Gelegenheit mal einen eigenen Beitrag widmen, denn es gibt so viel dazu zu sagen, genau so viel, wie dieses Format ein Mehr an Potential gegenüber einem JPEG hat.

Als Fazit bleibt mir zu sagen, dass letztlich jeder für sich selbst entscheiden muß, wie weit er bei der Bildbearbeitung geht. Letztendlich zählt das Ergebnis und ob es den Betrachtern gefällt.

Zum Abschluss noch ein Vergleichsbild wie es als RAW aus meiner Kamera kommt und wie es nach meiner Bearbeitung aussieht.

RAW unbearbeitetRAW bearbeitet

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

PreyerNET - Web- und IT-Service

Viele kennen mich nur als Fotografen. Aber mein Hauptgeschäft ist die Betreuung von über 170 Kunden der Region bei Webseiten- und IT-Fragen.

Sind auch Sie interessiert und wollen von meiner langjährigen Erfahrung und großem Netzwerk profitieren?